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19.05.2021

DevOps

DevOps im Mittelstand – Ist der Hype gerechtfertigt?

Ist der Hype um DevOps gerechtfertigt? Dr. Peer Faßnacht, Abteilungsleiter Customer Services der Cloudogu GmbH, sagt „Ja“ – wenn ein paar Voraussetzungen erfüllt sind. Lesen Sie hier das Interview mit dem Magazin IT Mittelstand.

Durch Grenzen loswerden grenzenlos werden

ITM: Warum sollten mittelständische Unternehmen auf DevOps setzen?

Dr. Peer Faßnacht: Bei Softwareprodukten ist eine kurze Time to Market und eine gute User Experience viel wichtiger als bei traditionellen Produkten. Dafür brauchen Unternehmen ein hohes Maß an Flexibilität und Reaktionsfähigkeit, um schnell genug auf Veränderungen am Markt und auf neue Kundenanforderungen zu reagieren – oder sogar Vorreiter zu sein. Wir nennen das „Transformability“.

Das stellt mittelständische Unternehmen vor eine größere Herausforderung als Konzerne, weil sie in der Regel keine großen Abteilungen für Softwareentwicklung und Marktforschung haben. Mit DevOps können sie diesen Nachteil in eine Stärke verwandeln! Der ganzheitliche DevOps-Ansatz ermöglicht ihnen, mit vergleichbar geringem personellem Aufwand digitale Produkte schnell und effektiv zur Marktreife zu bringen.

ITM: Welche Voraussetzungen müssen Unternehmen für die Einführung von DevOps erfüllen?

Dr. Peer Faßnacht: Zuallererst muss die Unternehmensführung das Vorhaben unterstützen. Und alle müssen sich darüber bewusst sein, dass es ein langer Weg sein kann, auf den sich das Unternehmen begibt. Bei der Umsetzung ist deshalb wichtig, sich nicht in langwierigen Konzeptionen zu verlieren, sondern mutig iterativ vorzugehen und Themen schrittweise anzugehen. Das gelingt z.B. durch agiles Arbeiten.

Entscheidend ist auch, alle Mitarbeitenden auf diesen Weg mitzunehmen. Denn bei DevOps geht es nicht nur darum, Prozesse zusammen zu legen, sondern vielmehr Menschen und ihre Denkweisen zu verbinden. Ängste und Befürchtungen müssen zu Chancen und Perspektiven werden. Hierfür ist eine offene Kommunikation über die Herausforderungen genauso wie über die Erfolge nötig.

Und: Eine reaktionsfähige und effiziente Organisation lässt sich nur erreichen, wenn Verantwortung verteilt wird. Das bedeutet, dass Entscheidungsbefugnisse an die Teams abgegeben werden müssen.

ITM: Gibt es Dinge, die speziell mittelständische Unternehmen beachten sollten?

Dr. Peer Faßnacht: Sie sollten sich nicht zu sehr an großen Unternehmen orientieren. Denn ihre Situation ist eine ganz andere: Sie haben meist weniger Personal und Ressourcen, sind aber auch flexibler und haben es leichter, Strukturen neu aufzubauen. Denn die Mitarbeiter:innen verfügen oft über ein breiteres Know-how und sind gewohnt, in mehrere Aufgabenbereiche einbezogen zu werden. Das kommt ihnen bei der Einführung von DevOps zugute. Zudem ist für Mittelständler noch wichtiger, das gesamte Unternehmen auf die Veränderungen einzustimmen, weil Leuchtturmprojekte meist viele Berührungspunkte mit anderen Bereichen des Unternehmens haben.

ITM: Ist der Hype um DevOps nun gerechtfertigt?

Dr. Peer Faßnacht: Aus unserer Sicht: Ja! Denn DevOps schafft Verlässlichkeit durch betriebsorientierte Softwareentwicklung sowie Geschwindigkeit und kurze Reaktionszyklen durch Automation. Die DevOps-Denkweise stößt zudem einen Wandel in der Unternehmenskultur an und bietet damit ein viel größeres Potential, das unternehmerische Wirken für die nächsten Jahrzehnte abzusichern, als viele operative Maßnahmen der digitalen Transformation. Das Ziel ist von einem schon guten in einen noch besseren Zustand zu kommen. Auch DevOps wird alleinstehend nicht das Allheilmittel sein, aber es kann Unternehmen definitiv weiterbringen und besser machen, da DevOps die Grundlage für eine sich weiterentwickelnde Organisation legt.

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